Durchgängiger BIM-Prozess im Infrastrukturbau – Eine Realität oder eine Illusion?

Durchgängiger BIM-Prozess im Infrastrukturbau – Eine Realität oder eine Illusion?

In der Welt des Infrastrukturbaus hat Building Information Modeling (BIM) zweifellos einen revolutionären Einfluss auf die Planung, den Bau und die Bewirtschaftung von Projekten. Doch wie nahtlos kann ein BIM-Prozess tatsächlich sein? Ist die Vorstellung eines durchgängigen 3D-Modells von der Planung bis zur Bewirtschaftung eine Illusion?
Die Realität zeigt, dass in den verschiedenen Phasen eines Infrastrukturprojekts unterschiedliche Anforderungen an Geometrien (Level of Detail, LOD) und Informationen bestehen. Diese Vielfalt macht es schwierig, ein einheitliches Modell zu schaffen, das sich ohne Informationsverlust von der Planung in den Bau und von dort in den Betrieb überführen lässt.
Das Team der isl-kocher GmbH hat eine überlegenswerte Lösung entwickelt, um diese Herausforderung zu bewältigen: die Anpassung des Modells während der Phasenübergänge, ohne die Identität der Objekte zu beeinträchtigen. Die Identität eines Objektes besteht lediglich aus einem eindeutigen Identifikator (ID) und einem Namen, während Geometrie und Attribute sich je nach Phase ändern müssen/änderbar sein müssen. Dies ist aufgrund der dynamischen Prozesse und facettenreichen Anforderungen der Prozesse in der Bauausführung unausweichlich.
Anfangs bestand die Hoffnung, nur die Geometrie anpassen zu müssen. Viele Infrastrukturplanungssysteme arbeiten leider mit segmentierten 3D-Modellen, die zwischen Querprofilen entwickelt werden. Dieses Verfahren bietet zwar einige Vorteile, ist aber auch unflexibel und bindet die Anwender an ein vorgegebenes Raster.
Das Hauptproblem dabei ist, dass solche segmentierten Modelle die dynamischen Prozesse in der Bauausführung nicht abbilden können und für die Maschinensteuerung ungeeignet sind. Deshalb bietet der isl-baustellenmanager ab Version 8.11 die Möglichkeit, durchgängige DGM-Horizonte und Körper zu erstellen, die mit gängigen Maschinensteuerungen kompatibel sind.
In der täglichen Praxis zeigt sich zudem immer wieder, dass sich die Übertragung der Attribute der Planungsobjekte in die Ausführungsphase als nicht sinnvoll erweist. Diese Attribute sind oft für ausführende Baufirmen unbrauchbar, da sie zum Beispiel den Entstehungsprozess im Planungssystem dokumentieren, aber nicht relevant für die dynamischen Prozesse Bauausführung sind.

Attribute aus dem Planungssystem


Während der Bauausführung ist es für die Auftragnehmer wichtiger zu wissen, welche Materialien verwendet werden, wie dick eine Asphaltbeton-Decke sein soll und zu welchem Zeitpunkt welche Materialien oder Maschinen benötigt werden, anstatt sich mit den Details der Planung zu befassen.
Daher ist die Antwort klar: Das Modell muss bis auf seinen eindeutigen Identifikator, seine geometrischen Parameter und den Namen bereinigt werden. Diese Neumodellierung mag eine harte Realität sein, aber sie ist unerlässlich, um eine effiziente Kollaboration aller Beteiligten im Bauprozess zu ermöglichen.
Für die Neumodellierung entwickelt das Team von isl-kocher eine Lösung, um relevante Parameter aus den Planungsdaten zu extrahieren und das Modell mit wenigen Klicks neu zu gestalten. Ab der Version 8.11 stehen neue leistungsfähige Funktionen zur Verfügung, die eine weitgehend automatisierte bauteilorienierte Neuattribuierung ermöglichen.

Neuattribuierung nach Bedarf der Bauausführung


Dies führt zu einem hoch qualifizierten Modell, das leichter in ein as-built-Modell überführt werden kann als statische Planungsmodelle. Damit rückt die Vision eines durchgängigen BIM-Prozesses im Infrastrukturbau einen Schritt näher.

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