Die Baubranche braucht den Multimodellcontainer!
Die Baubranche braucht den Multimodellcontainer, weil wir GAEB auch in einer modellbasierten Welt dringend benötigen!
Manche Kollegen sind der Meinung, man brauche mit der Anwendung von BIM kein LV mehr und auch keine Mengenermittlung, denn das Modell habe durch seine Attribute eine vollständige Beschreibung seiner Eigenschaften, die früher im Langtext standen und seine Menge sei über die Geometrie ausreichend beschrieben.
Das leuchtet nur auf den ersten Blick ein und die Redundanz von Langtext und Attributen ist durchaus in der Praxis ein Problem, aber aus folgenden Gründen brauchen wir weiterhin GAEB:
Wichtigster Punkt ist die Tatsache, dass ein Modell nur neu zu erstellende Objekte beschreibt.
Eine Leistungsverzeichnis-Position kann hingegen neu zu erstellende Objekte beschreiben, aber auch reine Tätigkeiten oder Aktivitäten.
• Wenn ich vom Maler eine Wand neu streichen lassen möchte, werde ich sicher nicht die Wand modellieren wollen.
• Auch bei neuen Objekten wie eine Kanalleitung im Tiefbau fallen Aktivitäten an, die sich nicht modellieren lassen. Das Aufstellen und Vorhalten einer Dixi-Toilette kann man noch modellieren, aber zum Beispiel der Abtransport des verdrängten Bodens auf eine Kippe nicht.
• Spätestens bei der Übergabe der digitalen Rechnung wird man vom Modell in eine Alphanumerik wechseln wollen, ein Kaufmann wird über eine 2GB große IFC-Datei mit Preisen nicht glücklich werden.
Ebenso unglücklich ist das bisherige Vorgehen, die zwei Welten BIM und GAEB über „Kaffeesatzlesen“ zu verbinden. Modell und LV entstehen oft in getrennten Systemen und es wird über alle möglichen Tricks versucht, das Modell nachträglich mit dem LV zu verknüpfen.
Bild: im isl-baustellenmanager erstellte Bauteile

Die Lösung für all diese Probleme gibt es: Der Multimodellcontainer! (MMC) Er enthält ein oder mehrere LV’s und Modelle, die über eine Zwischentabelle verknüpft sind.
Zur Anwendung kommt der Multimodellcontainer aber kaum, weil:
• Nicht alle Software-Häuser ihn gleich und vollständig implementiert haben
• Es zwar eine DIN gibt, aber keine Einigung über Anwendungsfälle
Die DIN 18290 lässt ausdrücklich alle GAEB-Phasen zu. Unklar ist aber dabei, wie mit dem Anwendungsfall Abrechnung umzugehen ist!
Während bei einer Kostenberechnung der Import des vollständigen LV’s mit dem ganzen Modell Sinn macht, ist die Abbildung der Abrechnung ungelöst.
Im Infrastrukturbau sind Abschlagsrechnungen (zum Beispiel monatlich) mit der erbrachten, anteiligen Leistung üblich.
Durch die Tatsache, dass es vor der Schippe dunkel ist, sind Nachträge eher die Regel als die Ausnahme.
Prüfende Programme sollten daher in der Lage sein, nicht nur einen vollständigen MMC in ein leeres Projekt einzulesen, sondern sowohl ein vorhandenes LV um Nachtragspositionen aus dem MMC zu ergänzen als auch Mengen und Modelle mit jeder Abschlagsrechnung hinzufügen zu können.
Dabei ist es in meinen Augen wichtig, dass nicht nur Modelle möglich sind, deren Mengen in die Split-Mengen unterhalb der Positionen einsortiert werden, sondern auch Mengenansätze der X31, die klassisch von Hand erfasst wurden und Leistungen beschreiben, die eben nicht modelliert wurden.
Dazu sollte der MMC um die Möglichkeit erweitert werden, zusätzlich zum LV auch reine Mengenansätze in Form der X31 enthalten zu können.
Schön wäre es, wenn die Mengenansätze der X31 optional auch mit dem Modell verknüpft werden können.
Nur so lässt sich künftig modellbasiert der Anwendungsfall Abrechnung korrekt abbilden.