BIM und Vermessung

BIM und Vermessung

Die schnell fortschreitende Digitalisierung im Bauwesen verändert auch die Aufgaben der Mitarbeitenden in den Bauunternehmen. Meine Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass Kolleginnen und Kollegen in den ausführenden Betrieben der Digitalisierung oft skeptisch gegenüber stehen. Gründe hierfür sind die Sorgen vor kommenden Veränderungen. Zusätzlich gibt es Ängste bei manchen Mitarbeitenden, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren.

Vermesser treten auf die Bremse

Zu den Berufsgruppen, die die weitere Digitalisierung eher bremsen als voranbringen möchten, gehören die Vermesser. In der Vergangenheit – und auch noch heute in einigen Baufirmen – besitzen Vermesser eine Art Monopol auf alles Komplexe wie Koordinaten, Transformationen und digitale Geländemodelle. An diesem Status möchten sie gern festhalten.

Digitalisierung bedeutet jedoch, dass alle am Prozesses Beteiligten mit den Daten – im Bauwesen gehören dazu auch Modelle – umgehen können. Dazu werden neben einfach zu bedienenden Modellier-Werkzeugen auch Vermessungssysteme benötigt, die von Nichtvermessern wie Vorarbeitern bedient werden können.

Auch Feldsysteme sind noch zu komplex

Die Praxis zeigt: Der Trend geht schon seit Jahren in Richtung leicht verständliche Vermessungssysteme. Etablierte Gerätehersteller bieten neben komplexen Lösungen für qualifizierte Vermesser auch Feldsysteme für einfachere Bauanwendungen an. Aber auch diese sind in der Regel noch recht kompliziert zu handhaben. Datengrundlage dieser Feldsysteme sind separate Dateien für einzelne Arbeitsschritte, die das Abstecken von Punkten oder Linien sowie das Kontrollieren von Flächen ermöglichen. Ein umfassendes  3D-Modell im Sinne eines digitalen Zwillings des Projekts wird jedoch nicht verwendet.

Modellbasierte Vermessungslösung füllt die Lücke

Die Frage, wie eine einfache Anwendung für Praktiker vor Ort aussehen kann, beantwortet mein Unternehmen isl-kocher. Gemeinsam mit einem deutschen Bauunternehmen, das auch international tätig ist und rund 6.500 Mitarbeiter hat, hat unser Team eine modellbasierte Vermessungslösung entwickelt. Mit dieser Feldsoftware sind auch Mitarbeitende, die nur geringe Kenntnisse der Vermessung haben, in der Lage, komplexe Geometrien mit hohem Komfort auf die Baustellen zu übertragen.

Vermesser werden nicht überflüssig

Durch unsere modellbasierte Vermessungslösung werden Vermesser in Baufirmen jedoch keineswegs überflüssig. Als Experten sind sie zum Beispiel gefordert, Festpunktfelder zu pflegen sowie Modelle baustellentauglich aufzubereiten. Ihre Tätigkeit verlagert sich dadurch auf anspruchsvolle Aufgaben, Routinearbeiten wie das tägliche Abstecken können zukünftig delegiert werden. Mit diesen neuen Möglichkeiten kann die Effizienz in der Bauausführung weiter gesteigert und noch vorhandene Medienbrüche in der digitalen Prozesskette geschlossen werden.

Die bereits gesammelten Erfahrungen machen deutlich: Vermesser, die diesen Transformationsprozess bereits hinter sich haben, sehen die Digitalisierung sehr positiv. Denn sie können sich endlich wirklich anspruchsvollen Aufgaben widmen.

Frank Kocher

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