Was ist BIM?

Was ist BIM?

Building Information Modeling – kurz BIM und auf deutsch Bauwerksdatenmodellierung – bedeutet, dass Informationen wie zum Beispiel Material, Bodenart oder Homogenbereich mit den Bauteilen eines 3D-Modells verknüpft sind. Wenn Anwender BIM nutzen möchten, benötigen sie eine Software, die mit 3D-Modellen arbeiten kann. Im Kern ist BIM jedoch keine Software, sondern eine neue Methode, mit Daten im Bauwesen umzugehen.

Digitale Möglichkeiten gibt es bereits seit Jahren

Seit dem Aufkommen der CAD-Systeme in den 1980er Jahren und der zeitgleichen parallelen Einführung der Ausschreibung-Vergabe-Abrechnung (AVA)-Systeme wird im Bauwesen digital gearbeitet. Aber zwischen den Angaben in den Plänen und den Zahlen in der Ausschreibung/Abrechnung gab es im Prinzip keine Verbindung.

Das Bindeglied zwischen den Plänen auf der einen Seite, die gelesen und interpretiert werden konnten, und den Ausschreibungstexten und Mengen in den AVA-Systemen auf der anderen Seite, war der Mensch. Fehler waren damit vorprogrammiert: Änderte sich die Zeichnung, konnte vergessen werden, die Mengen im AVA-Programm zu ändern. Und ob die Langtexte in der Ausschreibung zum zeichnerisch dargestellten Bauwerk passten, konnte nur die Betrachter prüfen und entscheiden.

Digitale Prozesse auf neuem Niveau

BIM schließt diese Kluft zwischen Planung und AVA-Systemen und hebt die digitalen Prozesse im Bauwesen auf ein neues Niveau. Bei den bei der BIM-Anwendung erzeugten 3D-Bauteilen sind nunmehr die Geometrie und damit ihre Mengen, aber auch Angaben über Material sowie andere Eigenschaften hinterlegt. Fehler durch Unterschiede zwischen den Plänen und den Angaben im AVA– System gehören damit der Vergangenheit an. Zudem können Nutzer am visualisierten 3D-Modell geometrische Fehler, fehlende Bauteile oder Kollisionen direkt erkennen.

Zur Verdeutlichung: Man kann sich das BIM-Modell einer geplanten Baumaßnahme als ein virtuell vorweg genommenes Bauwerk mit allen Einzelteilen vorstellen. Kommt die Zeit als vierte Dimension hinzu, lässt sich am Modell ergänzend der Bauablauf über die Zeitschiene hinweg prüfen und visuell darstellen.

Die wesentliche Vorteilen dieser Modelle im eigentlichen Bauprozess sind, dass die zu bauenden Geometrien eindeutig beschrieben sind. Mengen für die Kalkulation, die Bestellung und die Bauabrechnung können „auf Knopfdruck“ aus dem Modell erzeugt werden. Und – diese Mengen passen sich zudem automatisch an, wenn das Modell geändert wird.

Zentrale Datenbasis wäre schön

Die in der Fachöffentlichkeit im Zusammenhang mit BIM vielbeschworene zentrale Datenbasis, auf die alle Projektbeteiligten Zugriff haben, existiert leider häufig nicht. Dabei wäre diese Datensammlung gerade für Baumaßnahmen in Hochbau sinnvoll. Denn hier liegt die Herausforderung in der Abstimmung und Koordination aller Fachplaner wie Architekten, Statiker und Haustechniker sowie ergänzend aller beteiligten Fachfirmen.

Im Straßen- und Tiefbau ist die Situation etwas anders. Hier gibt es in aller Regel nur einen Planer und eine ausführende Baufirma, die an dem Prozess beteiligt sind. Damit ist die Zahl der Projektbeteiligten überschaubar und eine Abstimmung viel einfacher als im Hochbau. Trotz allem sollte auch im Straßen- und Tiefbau angestrebt werden, eine zentrale und gemeinsam nutzbare Datenbasis zu schaffen, die den leichten Austausch von Informationen ermöglicht. Wenn diese nicht existiert, ist das allerdings im Straßen -und Tiefbau aus oben genannten Gründen kein Hindernis, die Methode BIM anzuwenden.

Lebenszyklus des Bauwerkes im Fokus

Ein weiterer zentraler Aspekt bei der Nutzung von BIM ist die reibungslose Übergabe der Modelle mit den relevanten Sachinformationen über die drei wichtigen Abschnitte im Lebenszyklus eines Bauwerks hinweg: Von der Planung über die Ausführung und schlussendlich bis zur Nutzung wird mit ein und demselben Modell gearbeitet.

Klar ist: Durch diese Arbeit mit und an einem Modell wird ein großer gesamtwirtschaftlicher Nutzen erzielt. Denn einmal erfasste Daten gehen nicht verloren, der immense Aufwand für Mehrfacherfassung entfällt und Fehlerquellen werden nachhaltig ausgeschaltet.

Positiv kann angemerkt werden, dass im Kanalbau die Übergabe der 3D-Bestandsdaten mit ergänzenden Informationen nach Baufertigstellung mit der ISYBAU-Schnittstelle seit Jahrzehnten üblich ist. Diese Arbeitsweise kann und muss heute als ein Bestandteil des BIM-Prozesses angesehen werden. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Den Nutzen dieser effektiven Datenübergabe haben im Wesentlichen die Auftraggeber.

Für die bauausführenden Firmen hingegen wäre es viel wichtiger und nützlicher, dass bei besserer Planungsqualität künftig detaillierte und korrekte Modelle vom Planer übergeben werden. Denn noch immer ist es meist so, dass Unternehmen im Straßen– und Tiefbau lediglich 2D-Pläne – nicht selten im Format PDF – erhalten. Bei genauer Betrachtungsweise handelt es sich dabei lediglich um eine Art digitales Papier. Aus Sicht der Baufirmen kann daher die Einführung von BIM nur begrüßt werden. Siehe auch den Beitrag „BIM im Tiefbau: Chance oder Zumutung“.

Frank Kocher