BIM in der Kanalsanierung

BIM in der Kanalsanierung

Ein Gastbeitrag von Dipl. – Ing. Michael Hippe und Dipl. – Ing. Ralf Ostermann, Franz Fischer Ingenieurbüro GmbH

Es erscheint zunächst nicht logisch, sich bereits zum heutigen Zeitpunkt mit der Einführung von BIM in der Kanalsanierung zu beschäftigen, wo doch zunächst Hochbauten und große Infrastrukturprojekte im Fokus stehen. Die Voraussetzungen und auch die potentiellen Vorteile sind in der Kanalsanierung aber besser bzw. größer als in vielen anderen Bereichen.
Der Kanalbestand und -zustand wird in der Regel in Kanalinformationssystemen verwaltet. Somit liegt bereits ein 3D-Modell des Kanalnetzes vor, aus dem unterschiedliche Ansichten, wie z. B. Lagepläne und Längsschnitte erzeugt werden können. Die Änderungen werden nicht in diesen Ansich-ten, sondern direkt im Modell (Informationssystem) vorgenommen. Verwaltet werden aber nicht nur die geometrischen Daten, sondern auch umfangreiche Sachinformationen. Die meisten Kanalinformationssysteme bieten darüber hinaus die Möglichkeit, direkt im System zu planen.
Eine Auftragsabwicklung aus dem System heraus findet jedoch allenfalls bei Unterhaltungsarbeiten, wie der Kanalreinigung und -inspektion statt. Bei der Kanalsanierung werden die erforderlichen Un-terlagen zwar teilweise im System erzeugt, die Vertragsunterlagen aber anschließend separat geführt und unabhängig vom Kanalinformationssystem fortgeschrieben. Zusammengefasst kann man feststellen: Die Bestandsverwaltung (Facility Management) findet bereits weitestgehend BIM-gerecht statt, die Bauabwicklung aber nicht.

Der steinige Weg
Die Umsetzung der oben aufgeführten Punkte erscheint zunächst relativ einfach. Aus den Erfahrungen im eigenen Büro kann jedoch berichtet werden, dass eine Zusammenführung von Daten unterschiedlichen Detaillierungsgrades mit einem hohen Aufwand verbunden ist. So nahm beispielsweise die Zusammenführung von Leistungspositionen über alle Leistungsphasen und verschiedene Programmsysteme einen Zeitraum von mehr als 2 Jahren in Anspruch.

05_Durchgängigkeit
Beschaffung durchgängiger Leistungspositionen

Ebenso schwierig ist die Änderung eingefahrener Vorgehensweisen und Abläufe. Aus der Optimierung innerbetrieblicher Abläufe sind die Schwierigkeiten hinlänglich bekannt. Es dürfte unmittelbar einsichtig sein, dass sich die Änderung bei Prozessen mit verschiedenen Akteuren unterschiedlicher Firmen noch eine Stufe schwieriger gestaltet. Die Umsetzung kann deshalb nur gelingen, wenn der Nutzen für alle Beteiligten offensichtlich wird.

Nutzen der BIM-Einführung
Mit der Umsetzung des Building Information Modeling in der Kanalsanierung werden verschiedene Ziele verfolgt.
Ziele
Zielstellung BIM in der Kanalsanierung

So kann durch die erfolgreiche Einführung einer BIM-gestützten Kanalsanierung die Effektivität gesteigert werden. Die Sanierungsfirma profitiert von der objektscharfen Bereitstellung aller erfor-derlich Ausführungsunterlagen mit Zuordnung zum Leistungsverzeichnis. Das Ingenieurbüro erhält alle Abrechnungsunterlagen ebenfalls objektscharf und kann auf dieser Grundlage die erforderlichen Qualitäts-, Aufmaß- und Rechnungsprüfungen vornehmen.
Schnittstellen
Schnittstellen

Die durchgeführten Sanierungen sind in jeder Hinsicht umfassend und transparent objektscharf dokumentiert und können für die weitere Bestandsverwaltung in das Kanalinformationssystem zurück gelesen werden. Diese Transparenz hat nicht für alle Beteiligten nur Vorteile: So werden Abweichungen zwischen Planung und Ausführung auch bei gleichen Gesamtmengen und -kosten offensichtlich und müssen ggf. entsprechend begründet werden. Dabei sollte allen Beteiligten bewusst sein, dass ein gewisses Maß an Abweichungen bei Arbeiten im Bestand nicht zu vermeiden ist.
Autor:
Dipl. – Ing. Michael Hippe
Dipl. – Ing. Ralf Ostermann

Franz Fischer Ingenieurbüro GmbH
Wilhelmstr. 26, 42697 Solingen
E-Mail: ralf.ostermann@fischer-teamplan.de
Internet: www.fischer-teamplan.de

4 thoughts on “BIM in der Kanalsanierung

  1. Dieser Beitrag zeigt:
    – BIM ist keine Domäne des Hochbaus
    – im Kanalbau sind, insbesondere in der Unterhaltung und Sanierung seit Jahren bereits Teile der BIM -Prozesse in Gebrauch, man nannte es nur nicht BIM!
    Frank Kocher

  2. Durchgängige Prozesse ermöglichen planbare Arbeitsschritte und zeitnahe Kontrolle der Ausführung.
    Die Möglichkeit für BIM – Prozesse im Tief und Straßenbau sind da und müssen nur genutzt und umgesetzt werden.
    Hier sind Auftraggeber und Planer gefordert den BIM – Prozess mit umzusetzen.
    Ralf Stingl

  3. Mein Onkel hat jahrelang in der Kanalsanierung und Reinigung gearbeitet. In der Schulzeit habe ich ein Praktikum in seinem Unternehmen gemacht. Von dort sind mir auch Teile des Building Information Modeling in Erinnerung geblieben. Obwohl ich mich nicht entsinnen kann, dass es damals so genannt wurde.

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