BIM im Tiefbau: Chance oder Zumutung?

BIM im Tiefbau: Chance oder Zumutung?

Die Straßen- und Tiefbau-Branche wurde im Dezember 2015 von der Veröffentlichung eines Stufenplans zur Einführung von BIM durch das Bundesverkehrsministerium (BMVI) überrascht, erstaunt und auch zum Teil verunsichert.

„Was kommen da wieder für neue Zumutungen auf uns als Unternehmer zu?“ Diese Frage stellte sich mancher Bauunternehmer.

Ich bin der Meinung, dass man an dieser Stelle aus Sicht der Bauwirtschaft nur Entwarnung geben kann. Denn wenn ich mir das Dokument des BMVI genau anschaue, finde ich im Wesentlichen Hinweise auf eine verbesserte Planung. So lautet eine wichtige Überschrift in dem Stufenplan „Erhöhung von Planungsgenauigkeit und Kostensicherheit“.

In der Unterlage des BMVI wird lediglich auf die notwendige BIM-Kompetenz beim Auftragnehmer hingewiesen. Da im Straßen- und Tiefbau digitale Verfahren schon seit Jahrzehnten genutzt werden (siehe auch: https://bim-tiefbau.de/geschichte-bim-tiefbau/), sind Baufirmen mit moderner Software-Ausstattung aus meiner Sicht bereits gut aufgestellt.

Auch wenn eine verbessere Planungsqualität naturgemäß den kreativen Spielraum bei der Kalkulation und bei Nachträgen vermindert, so verringert sie gleichzeitig erheblich die Risiken durch Planungsfehler bei den Ausführenden. Eine solide Planung sollte in Zukunft zudem Garant dafür sein, dass die Ausführungsplanung ohne Vergütung nicht mehr auf den Auftragnehmer verlagert wird. Baubetriebe sollten sich daher über die Einführung von BIM und die damit zu erwartenden hochwertigen Planungen freuen.

Dennoch gebe ich zu bedenken: Statt die Planungsqualität vom unbefriedigenden Stand heute direkt auf das Niveau BIM zu heben, wäre es für die ausführenden Unternehmen viel hilfreicher, wenn bessere Grundlagen in digitaler Form geschaffen würden. Zum Beispiel könnte ein verstärkter Fokus auf die Datenübergabe im OKSTRA-Format gerichtet werden, denn diese ist eigentlich schon seit Jahren möglich. Ein maßvoller Fortschritt in der Digitalisierung hilft allen Beteiligten mehr, als sich zu hohe Ziele zu setzen, die dann doch nicht zu erreichen sind.

In diesem Zusammenhang weise ich ergänzend auf folgenden Sachverhalt hin: Da laut Dokument des BMVI Aufgaben von den Straßenbauverwaltungen der Länder auf eine neue Autobahngesellschaft übertragen werden sollen, bleibt zu bezweifeln, ob die zeitlichen Vorgaben des BIM-Stufenplans bis 2020 umsetzbar sind. Denn diese parallel laufende Umstrukturierung wird Zeit und Energie benötigen. Ich finde, hier hat sich die Politik zu viel vorgenommen.

Ungeachtet dessen lautet mein Tipp: Baufirmen sollten ihre internen Prozesse weiterhin digitalisieren und optimieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Denn so sind für kommende BIM-Prozesse bestens aufgestellt.

Frank Kocher

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